Ich hab jetzt bewusst nicht "alt" gesagt, weil man mit fast 33 Jahren wirklich noch weit davon entfernt ist, alt zu sein.
Klar, als Teenager kamen einem die über 30 Jährigen vor, wie alte Säcke. Waren sie damals auch. Ganz bestimmt!
Dass man nun selbst in diesem Alter angekommen ist, wird einem spätestens dann bewusst, wenn man feststellt, dass die neuen jungen Erwachsenen, die, die jetzt 18, 19, 20 Jahre alt sind, viele Dinge gar nicht mehr kennen, mit denen man selbst aufgewachsen ist.
Man denke nur in einem Anflug von Nostalgie an das echte, (das einzig wahre, das West-)Sandmännchen,...
...Wie, es gab mal getrennte Sandmännchen für Ost und West? - Ja, die gab es. Und im Rahmen der Wiedervereinigung (und hier
sind wir beim
nächsten Punkt) hat der Westen dann das "einfach viel schönere" (Pah!)
Ost-Sandmännchen gesendet.
Ich hab das als damals 13 Jährige zwar gut verschmerzen können - in dem Alter sieht man einfach kein Sandmännchen mehr - aber nun, mit fast 33 darf man ruhig wieder infantile Züge annehmen und dem einzig wahren Sandmännchen hinterher trauern, oder?
Tja, wie erwähnt, die "Wende" - die heutigen jungen Erwachsenen sind in einem vereinten Deutschland groß geworden. Ich kann mich noch gut an die DDR erinnern. Meine Heimat war ja quasi Zonenrandgebiet. Einen Steinwurf entfernt war die Grenze. Ich will mich jetzt nicht über den Ost-Hype, blühende Landschaften oder den Solidaritätszuschlag auslassen, das haben andere vor mir getan und das führt am eigentlichen Thema vorbei.
Worauf ich hinaus will, ist: Ich bin die Generation, die einen wichtigen Umbruch in der Geschichte miterlebt hat. Damit bin ich ein genauso alter Sack, wie die Leute, die sich in meiner Kindheit an die erste Mondlandung erinnern konnten... Irgendwie macht mir das Angst.
Ich habe GESCHICHTE miterlebt - nun bin ich genauso verstaubt, wie die Geschichtsbücher meiner Schulzeit
Und dann die Musik! Nichts gegen die heutige Musik, die späten 80er und fast die kompletten 90er waren sogar noch schlimmer. Es gab sogar Zeiten, da musste eine Sängerin nicht singen können... Heute geht der Trend ja wenigstens wieder in Richtung "Musik"... - Aber wenn man feststellt, dass die "Neue" CD von xxx, deren Erscheinen man doch noch vor Kurzem so sehnsüchtig herbeigesehnt hat, nun auch schon wieder fast in die Kategorie "Oldies" fällt, fragt man sich, ob es so anfängt, langsam schrottreif zu werden.
Und wenn man bedenkt, dass Angehörige bestimmter Subkulturen sich nun nicht allein durch besonderes Aussehen zu erkennen geben, sondern sich untereinander in einer, dem Deutschen nur peripher ähnlichen Fremdsprache verständigen, kommt einem doch so langsam der leise Verdacht, dass es sich genau so anfühlt, wenn man aufhört, die Jugend zu verstehen!
Beruhigend ist dann allenfalls die Gewissheit, dass es nicht bei allen Teens "in" ist, sich als "Einheimischer" einer Sprache bedienen, die in früheren Jahrzehnten allenfalls Mitbürgern mit Migrationshintergrund vorbehalten war; und gänzlich versöhnt mit dem Reifungsprozess ist man dann, wenn die fast 18-Jährige Arbeitskollegin einen trotz aller Nostalgie für "cool" hält.
Wie schön, ich bin eine hippe Alte! Na, dann kann die Zukunft ja kommen
Und die Musik? ... unsere Alten schimpften doch das wir nur "Indianermusik" hörten, unsere Haare waren zu lang ( und selbst in einem Renftsong wurde dies rübergebracht "gnade Dir Du wärst mein Sohn")
Und doch Kelt war die Zeit damals anders, in Ost wie in West ... oder gerade deshalb?
Da waren die großen Kriege in Vietnam, da war die Angst vor dem ganz großen Krieg der alles vernichtet hätte und wir trugen die Uniform, der Westen diese der Osten jene und die Bange Angst ... Kain ... wer ist Dein Bruder, Kain wo ist Dein Bruder?
Auch wir waren in unserer Jugen keine Engel, nicht wir im Osten, nicht Ihr im Westen, aber wir hielten Grenzen ein die heute oft einfach niedergeschlagen werden.
Du heute in München, ich heute in Leipzig ( eine der wirklich schönsten noch immer Jugendstilstädte Deutschlands erfahren wir doch fast täglich was es heißt wenn Jugend lange Weile hat und WIR uns fragen lange Weile? ... was issn das?
Übrigens um mit dem Sandmann zu enden, bis heute höre ich ich ab und an noch das Betthupferl auf Bayern 1 und auch das ist für mich Erinnerung ( die damals geheim bleiben musste).
LG. Per Somnium